Andacht (August-Septemeber)

Kommt ein Atem, weht ein Wind - geistliches Wort im Monatsgruß August-September

Es geschah eher zufällig. Ich saß auf einem Stuhl im Garten und wurde plötzlich aufmerksam: auf das Rauschen der Blätter in der Krone des Ahornbaumes, auf die Bewegung der hochgewachsenen Stängel im Blumenbeet. Wind war aufgekommen. Ihn selbst konnte ich nicht sehen oder hören. Sehen und hören konnte ich nur das, was er bewirkte. Wirklich nah kam er mir, wenn ich ihn und sein Wehen auf der Haut spürte.

Es wundert mich nicht, dass die Bibel den Geist Gottes immer wieder mit dem Wind vergleicht. Auch Gott ist nicht direkt zu sehen und zu hören, aber manchmal kann ich spüren, wenn er etwas bewegt und bewirkt. Jesus sagt:  „Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.“

 

Damals auf dem Gartenstuhl befiel mich eine merkwürdige Unruhe. Im Rauschen und Wehen schien sich Altes auszuwirken und Neues vorzubereiten. Es war als käme mit dem Wind etwas von weither, aber nicht um zu verharren, sondern um sich mit dem Hier und Jetzt zu verbinden und weiterzuziehen. Ich denke, das ist eine der vielen Wirkungen des Gottesgeistes: Dass er in Bewegung bringt, Erstarrtes aufbricht. Dass er einreißt und aufbaut. Erinnerungen aufwirbelt und Hoffnungen weckt.

Alles fing damit an, dass ich einen Moment still im Garten saß und auf etwas aufmerksam wurde. Solche Momente wünsche ich Ihnen – auf einem Stuhl im Garten oder auf einer Bank im Park, wo auch immer, gerade jetzt in der Ferien- und Urlaubszeit.

Ihr Pfarrer Walter Drescher